Neues Buch: «So nah am Rand»

Zusammen mit den Künstlerinnen Anita Bürgi, Cristina Ginocchio und Gabriela Huldi hat Matthias Müller sein neues literarisches Werk «So nah am Rand» herausgegeben. Das Buch ist als Rundgang durch 19 Räume gestaltet. Jeder Raum enthält vier bis sechs Texte und ein Bild. Der herausgebende Caracol Verlag schreibt dazu: « In jedem Raum begegnen sich Text und Malerei. In jedem Raum erkunden Leserin und Leser, was denn dieser Rand ist. Aus welchen Worten besteht er, aus welchen Emotionen, aus welchen Formen und Farben? Der Schriftsteller und die Künstlerinnen schreiben: <Mit dem Rundgang in diesem Buch erkunden wir verschiedene Themen-Räume der Gegenwart. Unser Erkunden mit Text, Farbe und Form fragt dabei: Was ist die Gegenwart, und was sind ihre Sätze?>»

Textauszüge
 Raum 6
Jetzt steht sie auf der Theaterbühne im Stück «Wilhelm Tell» und erzählt von ihrem Leben. Sie wurde im Mädchenheim im Toggenburg untergebracht, weil die Familienverhältnisse nicht der erwarteten Norm entsprachen. Das Heim dient als Lieferant von Arbeitskräften für die Fabrik des Großindustriellen aus Zürich. Lohn gibt es keinen.
Es ist Sklaverei.
Sie spricht sanft, in klaren Worten. Die Worte stimmen. Ihr Jetzt ist ihr Auftritt auf der Bühne.

Die Sklavin ist nicht wütend.

Raum 10
Mit diesem Titel wollte der Professor schon alles gesagt haben: Ich-Jagd. Die Aufregung war groß, die Rezensionen kritisch: Wie kann man jagen, was man ist? Im Fernsehen hat der Professor über den Titel gesprochen. Es sei eben genau das: Gelänge die Ich-Jagd, würden wir es erlegen, das Ich. Nach geglückter Jagd würden bestenfalls Hüllen liegen bleiben.

Die Ich-Jagd ist abgeblasen.

Raum 16
Der Schriftsteller sagt: Schreiben dient dazu, die Traurigkeit zu überwinden.
Die Schriftstellerin sagt: Schreiben dient dazu zu entdecken, was wahr ist.
Der Schriftsteller hat tausend Seiten geschrieben.
Die Schriftstellerin schreibt auf Seite Eins.

So nah am Rand.

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